Generationswechsel im Familienweingut: Tradition und Leidenschaft

Aus Liebe zum Wein gründete der Winzer Peter Mertes 1924 in Bernkastel-Kues seine eigene Kellerei. Seitdem befindet sich die Weinkellerei in Familienbesitz – und das bereits seit 4. Generationen! 2012 hat Michael Willkomm dann die Peter Mertens KG an die nächste Generation weiter gegeben.

Michael Willkomm selbst trat 1975 in den elterlichen Betrieb ein und übernahm vom ersten Tag an die volle Verantwortung. Unter seiner Führung entwicklet sich die Peter Mertes KG zu einer der grössten deutschen Weinkellereien mit heute 350 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von etwa 210 Mio. Litern. 

Heute leitet Matthias Willkomm, der selbst BLW studiert hat, das Familienunternehmen, welches sich inzwischen zur grössten deutschen Weinkellerei entwickelt hat. Neue Vertriebswege wurden seitdem etabliert, so wird beispielsweise ein grosser Teil der Produktion unter anderem an grosse deutsche Discounter vertrieben, und auch ausserhalb Deutschlands ist das Unternehmen aktiv.

Im Gespräch mit Tobias Becker von der Banque de Luxembourg, erläutert Michael Willkomm in den Generationswechsel und gibt Tipps, wie Eltern die Sprösslinge ideal vorbereiten können.


Unternehmensdaten:
Peter Mertens KG
Firmengründung: 1924, heute in der 4. Generation
Vertriebsgebiet: 
Branche: Weinwirtschaft
Mitarbeiteranzahl: 350
Nachfolgeregelung: Übergabe an die 4. Generation in 2012 abgeschlossen


Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Thema Nachfolge beschäftigt?

Zum ersten Mal wurde das Thema in der Familie angesprochen, als mein ältester Sohn mir mitteilte, dass er gerne im Unternehmen arbeiten möchte. Ich bot ihm an, in unserer Exportabteilung zu starten, da er sein Abitur in England gemacht hatte und dieses Land viele potentielle Kunden für unser Familienunternehmen aufweist. 

Inwieweit und ab wann haben Sie Ihre Kinder mit einbezogen?

Die Kinder wurden nicht allgemein in Nachfolge-Überlegungen einbezogen. Es herrschte die Aussage, dass alle in Bezug auf Ausbildung und Berufswahl sich frei entscheiden können.  

Wie wichtig war Ihnen eine familieninterne Nachfolge?  

Das Unternehmen befand sich unter meiner Führung in der 3. Generation, da wünschte ich mir, es an die 4. weiter geben zu können. Eine andere Lösung wäre für mich auch kein Problem gewesen, beispielsweise ein Management Buyout. Einen externen Verkauf wollte ich allerdings unter allen Umständen vermeiden.

Wann haben Sie übergeben und was machen Sie heute?

In dem Jahr, in dem ich 65 Jahre alt wurde, habe ich alle Anteile auf die Kinder übertragen. Im Gesellschaftervertrag steht, dass man bis zum maximalen Alter von bis 70 Jahren geschäftsführender Gesellschafter sein kann. Nach meinem Rückzug aus dem Unternehmen habe ich andere Bereiche der Familien-Engagements übernommen, Weingüter, Bauten uswz. Ich bin also weiterhin voll beschäftigt und habe mein eigenes Büro und Personal.

Was ist Ihr „Geheimtipp“ für andere Familienunternehmer?

Wichtig ist es, dass die Kinder bereits frühzeitig in einem freiem Umfeld aufwachsen können, welches nicht durch das Familienunternehmen dominiert wird. Meine Kinder haben bereits vor Beginn der Pubertät ausgesuchte Internate besucht. So hatten sie die Möglichkeit frei aufwachsen können, ohne Einfluss des Familienbetriebs. Ausserdem haben sie mindestens einmal das Internat gewechseln und haben dadurch gelernt, flexible zu werden und sich an neue Orte zu gewöhnen. Sie wussten aber, dass sie immer nach Hause zurück kommen können.
Weiterhin halte ich es für wichtig, dass die Eltern möglich keine Erwartungshaltung  kommunizieren. Die Kinder sollten  mit dem Eindruck aufwachsen, sie entscheiden selbst über ihre Zukunft.
Wir haben immer dafür gesorgt, dass das Familienleben entspannt und abwechslungsreich gestaltet wird. Damit haben wir den Kindern ein positiv geprägtes Dasein vorleben. Es war uns wichtig, die posiviten Aspekte des Berufes zu übermittlen: Unabhängigkeit, Freiheit, Selbstbestimmung, Freude an der Tätigkeit, interessante Begegnungen zum Beispiel mit ausländische Kunden oder Besucher, die poft privat eingeladen wurden und  mit der Familie am Tisch saßen. Es wurde ausserdem bewusst auf Statussymbole verzichtet. So haben die Kinder früh gelernt, was man wirklich nötig hat, und das sind eben andere Güter wie Bildung , oder auch Kunst, Kultur und  Reisen. Aber auch Werte wie die eigene Herkunft und eine gewisse Heimatverbundenheit. 

 

Das Theme „Weitergabe an die nächste Generation“ hat Sie angesprochen? Das Interview mit Herrn Willkomm hat sie inspieriert oder Sie möchten mit ihm oder seiner Familie in Kontakt treten? 


Sprechen Sie uns an!

Alexander Bräuer
Senior Private Banker

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